Frühlingsanfang! … auf die etwas andere Art und Weise ;)
Huch!? Na nu. Der gerade noch stolze Hirsch mit seinem weit ausladendem Geweih ist nun völlig nackt. Natürlich nur auf dem Kopf, ganz klar. „Du siehst ja aus wie eine -Ziege-„, bekommen die Jungs dann manchmal etwas spitzbübisch von uns zu hören. So ganz ohne Trophäe fehlt doch irgendwas bei dieser eher maskulinen äußeren Form. Aber der Spuk dauert nicht lange an. Nach dem Abwerfen der Geweihe und der noch blutigen „Sollbruchstelle“ an den Rosenstöcken bildet sich in kürzester Zeit eine samtige stark durchblutete Haut – der Bast. Anstelle der Geweihstangen des vorigen Jahres wächst nun in der Regel ein Geweih heran, von noch größerem Ausmaße. Dies hat in aller erster Linie mit Arterhaltung zu tun. Somit hat man mit großen, robusten Waffen auf dem Haupt in Verbindung mit athletisch durchtrainierter Körperverfassung die besten Chancen im Kampf und bei den Frauen sowieso. Woher kommt mir das bekannt vor? 😉 Auf alle Fälle ist dieses biologische Phänomen ein klares Anzeichen für längere und wärmere Tage. Das graue Wetter stellt sich ein und das satte Grün auf den Weiden kommt langsam wieder zurück.
Im Gegensatz zu ihren wilden Artgenossen verlieren unser Hirsche deutlich später ihren Kopfschmuck. Laut kanadischen Wissenschaftlern hat das Abstoßen des Geweihs noch eine andere Bewandtnis. Sie beschreiben es so, dass gerade Hirsche nach der Brunft eine geschwächte Phase durchstehen müssen und mit Geweih eher für Beutegreifer zu erkennen sind. Schwächere Tiere bilden dann häufig ein Verbund und sondern sich vom Rudel ab. Ohne Geweih haben Hirsche weniger Gewicht mit sich zu tragen und sind dann außerdem im Rudel schwerer auszumachen. Unsere Tiere stammen seit generationen aus Zuchten und sind nicht aus der freien Natur entnommen. Sie sind also dem Stress natürlicher Raubtiere nicht ausgesetzt und werden außerdem über den Winter zugefütter. Dies könnte bereits eine evolutionäre Wirkung erzeugt haben, sodass Gatterwild länger als gewöhnlich den Kopfschmuck behält. Es gibt noch weitere Ansätze zu diesem Thema, denn des Rätsels Lösung ist bis heute nicht ausnahmslos geklärt.
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